Lange galt die Schallplatte als ausgestorben, verdrängt von CDs, Spotify und Co. Doch in den letzten Jahren erlebte das Vinyl eine Renaissance: Die Verkaufszahlen steigen und immer mehr Künstler*innen veröffentlichen ihre Alben wieder auf Platte. Doch was macht die Schallplatte so besonders? Ist es der warme Klang, das nostalgische Feeling oder einfach der Wunsch nach bewussterem Musikhören? In diesem Artikel schaue ich auf den Vinyl-Boom und seine Hintergründe, aber auch auf seine Probleme.
Vinyl im Zeitalter von Spotify und Co.
Die Schallplatte ist in den letzten Jahren vom Staubfänger zum Trend geworden. Immer mehr jüngere Menschen haben wieder Interesse am Vinyl. Aber wie sieht es auf den Straßen Frankfurts aus? Konnte die Platte den Streaming-Diensten schon Konkurrenz machen?
Im Alltag setzen sich also nach wie vor die Streaming-Dienste durch. Michael Scheuber, Verkäufer beim Plattenladen No.2 Records in Frankfurt-Sachsenhausen, erklärt sich den Hype so:
Streaming als modernstes und flexibelstes Format, die Platte bietet aber nicht nur ein haptisches Feeling, sondern auch ein gewisses Gefühl der Authentizität und Nähe zum Künstler oder der Künstlerin. Ein paar Zahlen gefällig? Laut Umfragen des Bundesverbandes Musikindustrie und der GfK verzeichneten Vinyl-LPs zuletzt einen Umsatz von 118 Millionen Euro. Bei den 20-39 Jährigen gelten Platten als cool und als Sammelobjekt, bei den Älteren bringen sie ein Gefühl der Nostalgie hervor. Altersübergreifend steht die Platte aber als kulturelles Statussymbol bei allen Generationen im Vordergrund. Interessant ist auch, dass die Genres Pop und Rock deutlich am häufigsten gekauft werden.
Die Kehrseite des Platten-Revivals
Ingo Schittko, Inhaber des Plattenladens Sick Wreckords in Sachsenhausen, sieht aber auch Probleme, wie er mir erzählt:
Aber auch andere Kritikpunkte, wie z.B. der hohe Preis – eine neue Platte kostet zwischen 25 und 30 Euro -, müssen erwähnt werden. Zum Vergleich: Ein Spotify-Premium-Abo kostet rund 10€ im Monat – für den Preis einer neuen Platte könntest du also 3 Monate unbegrenzt streamen. Die Nachhaltigkeit von Schallplatten spielt jedoch auch eine Rolle. Platten bestehen nämlich aus Polyvinylchlorid – also Kunststoff -, der aus Erdöl besteht. Da Schallplatten aber wegen des boomenden Second-Hand-Marktes selten weggeworfen werden und auch eine Lebensdauer von 20-50 Jahren haben, sind sie in den meisten Fällen nachhaltiger als Streamen. Es gibt jedoch auch umweltfreundliche Alternativen wie die EvoVinyl von Evolution Music, die aus reinem Bio-Kunststoff besteht, oder Vinylplatten, die völlig ohne Chlor oder Dampf bei der Pressung hergestellt werden.
Schallplatte oder Streaming?
Es zeigt sich also ein gemischtes Bild. Die Schallplatte ist im Aufschwung, ob sie aber wirklich Spotify etc. ablöst, wird sich noch zeigen. Beim Thema Nachhaltigkeit ist die Schallplatte der Konkurrenz etwas voraus, wer aber verschiedenste neue Musik hören will, sollte lieber auf die Streaming-Apps setzen.